Kategorie-Archive: Insekten

Klimawandel im Kraichgau, Teil 2

Gottesanbeterin und Indisches Springkraut
„Zuerst war ich erschrocken als ich dieses seltsame Tier neben meiner Haustür sitzen sah“, berichtet eine Frau aus einem Brettener Ortsteil. Mit dem großen dreieckigen Kopf und dolchartigen Fangbeinen sieht dieses Insekt wirklich furchterregend aus. Doch diese Gottesanbeterin ist für den Menschen völlig harmlos wie ein herbeigerufener Mitarbeiter des BUND Bretten feststellte. Aber wie kam dieses Insekt nach Bretten?
Ursprünglich war die Gottesanbeterin nur am sonnenverwöhnten Kaiserstuhl beheimatet. Doch vor einigen Jahren tauchten dann in Bretten die ersten Exemplare auf. Die zunehmenden Temperaturen des Klimawandels hatten diesem Tier den Weg nach Bretten ermöglicht. Inzwischen ist die Gottesanbeterin in Bretten und Umgebung heimisch geworden. Dies belegen Funde von Paarungen und Eigelegen.

Ebenfalls vom Klimawandel begünstigt wird die Ausbreitung des Indisches Springkrautes entlang von Bächen oder schattigen Waldwegen. Diese, aus Indien stammende, Zierpflanze wurde im 19.Jahrhundert in Europa eingebürgert. Sie wird bekämpft, weil sie einheimische Pflanzen verdrängt. Allerdings produzieren die Blüten große Mengen von stark zuckerhaltigem Nektar. Deshalb werden sie von den Brettener Bienen und Hummeln besonders gerne besucht.

Schlaraffenland für Insekten

Großes Ochsenauge
Die Stühle reichten nicht. So groß war der Andrang und das Interesse am Vortrag des BUND Bretten zum Thema „Mein Garten – Schlaraffenland für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten“. Garten- und Balkonbesitzer aus Bretten und Umgebung wurden von Gerhard Dittes mit faszinierenden Makroaufnahmen auf eine Entdeckungsreise durch einen blühenden Garten mit seinen vielfältigen Insekten mitgenommen.
Im zeitigen Frühjahr entfalten Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen und Blaukissen ihre Blüten. Diese liefern eiweißhaltigen Blütenstaub und zuckerhaltigen Nektar für Bienen, Schwebfliegen und Hummeln. Im Sommer locken Lavendel, Staudenwicken und Wildrosen Tagfalter und das an einen Kolibri erinnernde Taubenschwänzchen an. Die Blüten der Schneebeere sind von Juni bis September eine schier unerschöpfliche Futterquelle für hungrige Insekten wie Grab-, Lehm- und Knotenwespen sowie für verschiedene Schwebfliegenarten.
Gerhard Dittes, Naturfotograf und Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Bretten, berichtete auch über die interessante Lebensweise ausgewählter Insekten. So ernährt der Bienenwolf, eine Grabwespenart, seine Larven mit Honigbienen, die er zuvor mit einem Giftstich lähmt.
Die Winterschwebfliege überquert im Spätsommer die Alpen, wenn sie von Bretten nach Italien fliegt, und das Taubenschwänzchen kann in einer Minute bis zu hundert Blüten besuchen. Gartenbesitzer sollten auf Pestizide verzichten, Blüten vom Frühling bis zum Herbst anbieten und Nisthilfen für Wildbienen bereitstellen.

Steckbrief: Die Skorpionsfliege

Insekt des Jahres 2018 ist die Skorpionsfliege. Ihr Name kommt von einer Greifzange am Hinterleib des Männchens, die an die Scheren der Skorpione erinnert. Diese Greifzange dient der Fortpflanzung des Insekts. Sie wird beim Werben um ein Weibchen in Vibration versetzt, um das Weibchen anzulocken. Danach geben die Männchen ihrer Partnerin eine Portion eiweißreichen Speichels zu fressen, den sie selbst produzieren.
Trotz des erschreckenden Insektensterbens ist die Skorpionsfliege in Mitteleuropa immer noch weit verbreitet.
„In Bretten und Umgebung findet man dieses unverwechselbare Insekt nicht selten an Waldrändern, Hecken und Wiesen“, weiß Matthias Menzel vom BUND.
Die Skorpionsfliege ist ein schlechter Flieger, aber ein guter Kletterer. Ihre Ernährung ist vielseitig: Reifes Obst, Nektar und Blütenstaub stehen auf dem Speisezettel. Um dieses harmlose Tierchen bekannter zu machen wurde es vom Deutschen Entomologischen Institut zum Insekt des Jahres 2018 ausgewählt.

Gesucht : Eigelege der Gottesanbeterin

Der Sommer ist vorbei. Inzwischen haben auch im Kraichgau die Weibchen der Gottesanbeterinnen ihre Eier in verschieden geformten Paketen abgelegt.
Diese Eipakete (Oothek) kann man jetzt an Pflanzenstängeln, Steinen oder Hauswänden finden. Die Eier sind in diesem festen, schwammartigen Kokon fest miteinander verklebt und so vor Fressfeinden und der Witterung geschützt. Je nach Art kann ein Weibchen mehrere Kokons von unterschiedlicher Größe und Eierzahl ablegen.
Zur Erfassung dieser unverwechselbaren Insekten bittet der BUND Funde von Eipaketen zu melden.

Siehe auch: Insekt des Jahres 2017: Die Gottesanbeterin Mantis religiosa
Steckbrief: Gottesanbeterin (Mantis religiosa)

Wildbiene des Jahres 2017: Die Knautien-Sandbiene

Ihren Namen hat die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) von ihrer engen Bindung an die Wiesen-Knautie, auch Acker-Witwenblume genannt. Auf deren Blüte kann man dieses Insekt von Mai bis August beim Nektar- und Pollensammeln beobachten.„Auf naturnahen Wiesen rund um Bretten kann man diese Wildbiene von Anfang Juni bis Ende August beim Blütenbesuch beobachten. Auffällig ist der eingesammelte, leuchtend rosarote Blütenstaub an ihren Hinterbeinen“, weiß Hans-Georg Leonhardt vom BUND Bretten.
Dieses Insekt kann eine Körpergröße von anderthalb Zentimetern erreichen. Kopf und Brust sind schwarz, der Hinterleib ist teilweise rot mit einem schwarzen Punkt.Die Weibchen graben einen Schacht in den Boden, von dem Seitengänge abzweigen, an deren Ende Brutzellen angelegt werden. Diese werden mit Nektar und Blütenstaub gefüllt und mit einem Ei belegt. Die ausschlüpfenden Bienenlarven ernähren sich von diesem Futtervorrat.
„Durch starke Düngung der Wiesen und der daraus folgenden häufigeren Mahd ist der Bestand der Futterpflanzen immer mehr zurückgegangen“, stellt Gerhard Dittes vom BUND fest. Deshalb musste die Knautien-Sandbiene auf der Roten Liste der gefährdeten Insekten als „im Bestand gefährdet“ eingestuft werden. Dies gilt auch für die Kuckucksbiene Nomada armata, die auf die Knautienbiene angewiesen ist, auf der sie parasitiert.
Notwendige Schutzmaßnahme ist die Erhaltung von Wiesen, die nicht gedüngt, nicht zu früh und nur abschnittsweise gemäht werden dürfen. Nur so kann ein ständiges Nahrungsangebot mit den geeigneten Futterpflanzen zur Versorgung der Bienenbrut sichergestellt werden. Viele Wiesen mit Acker-Witwenblumen auf Brettener Gemarkung sind inzwischen unter Beton und Asphalt verschwunden. Deshalb ist es ungewiss, ob die wenigen noch naturnahen Wiesen auf unserer Gemarkung ausreichen, um den Bestand der Knautien-Sandbiene zu erhalten.

Immer weniger Insekten in der Feldflur

In einer Aufzählung der Schmetterlinge des Großherzogtums Baden aus dem Jahre 1898 des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe heißt es, dass der Segelfalter „durch das Gebiet verbreitet und an der Bergstraße sogar häufig anzutreffen ist“. In Bretten wurde er zuletzt vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Freibades beobachtet.
So wie diesem eindrucksvollen Schmetterling ist es inzwischen vielen Insekten ergangen: Erst werden sie immer seltener, dann verschwinden sie ganz aus unserer Region. Ältere Autofahrer erinnern sich noch gut daran, dass noch vor wenigen Jahren die Windschutzscheibe ihres Autos bereits nach wenigen Kilometern Fahrt von aufgeprallten Insekten gesäubert werden musste. Heute hauchen nur noch wenige dieser Tiere ihr Leben an der Windschutzscheibe oder am Kühlergrill aus.

Gleich mehrere Ursachen sind für den Rückgang unserer Insektenfauna verantwortlich: weiter lesen

In Bretten daheim : Die Maulwurfsgrille

In einem Lehrbuch der Naturgeschichte von 1834 steht: „Die Maulwurfsgrille, der Gartenkrebs, die auch Werre heißt, hat ausgezackte Händlein an den Vorderfüßen, womit sie, wie mit einer Schaufel, Löcher in die Erde gräbt. Sie thut viel schaden, man giebt sich deshalb viel Mühe, sie auszutilgen.“
Die schaufelartigen Grabhände machen diese bis zu zehn Zentimeter große, braun gefärbte Grille unverwechselbar. Ihren Namen hat das harmlose Insekt von ihren Grabhänden, mit denen sie wie der Maulwurf fingerdicke unterirdische Gänge gräbt. Da sie meist bei Nacht aktiv ist, bekommt man sie selten zu sehen. Auf ihrem Speiseplan stehen Drahtwürmer, Engerlinge, Schnecken, Würmer und andere kleine Bodentiere. Zum Ärger der Gartenbesitzer kann sie allerdings auch gelegentlich Wurzelgemüse, wie z. B. Radieschen und andere Kulturpflanzen, anknabbern.
In frisch angelegten Beeten hinterlässt die Maulwurfsgrille deutliche Spuren. Der Verlauf ihrer Grabgänge ist an der Oberfläche deutlich zu erkennen: Ausgesäte Körner oder die aufgehende Saat sind aus der Erde gedrückt.
Während der Paarungszeit im Mai und Juni kann man nachts das „Trillern“ der Maulwurfsgrillen hören. Die Eier werden in tiefer gelegenen Bruthöhlen abgelegt.
Im Spätsommer schlüpfen die Larven. Erst nach zwei Jahren, in denen sich die Larven fünfmal häuten, sind die Grillen erwachsen. Dann leben sie nur noch ungefähr ein Jahr.
Maulwurfsgrillen haben trotz ihrer unterirdischen Lebensweise viele Feinde: Maulwürfe, Spitzmäuse, Igel und Vögel stellen ihnen nach.
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Seltene Erzwespe in Bretten entdeckt

Einen deutschen Namen hat dieses auffällige Insekt nicht. Dies ist allerdings nicht verwunderlich,weil dieser Hautflügler zwar über ganz Europa verbreitet ist aber nur ganz selten beobachtet werden kann. Leucospis dorsigera zählt zu den Erzwespen, kann eine Körperlänge von etwa elf Millimeter erreichen und ist schwarz und gelb gefärbt. Der Legebohrer der Weibchen liegt auf der Oberseite des Hinterleibs. Die Schenkel der Hinterbeine sind auffällig verdickt.
An Nisthilfen für Wildbienen, die vom BUND und dem Melanchthon-Gymnasium angefertigt wurden, konnte kürzlich diese seltene Wespenart in einem Garten der Brettener Innenstadt beobachtet werden. Diese Erzwespe ist ein Schmarotzer, dessen Larven sich in verschiedenen Arten von Mauerbienen entwickeln.
Dazu sticht diese Wespe ihren feinen Legebohrer durch das Nistholz in die Brutzelle einer Bienenlarve und legt dort ein Ei ab. Aus diesem schlüpft eine winzige Wespenlarve, die sich von der Mauerbiene ernährt. „Im Mai des nächsten Jahren schlüpft dann keine Mauerbiene sondern eine Erzwespe aus der Nisthilfe“,weiß Annika Hoffman vom Brettener Melanchthon-Gymnasium.
Die parasitische Erzwespe Leucospis dorsigera ist über ganz Mitteleuropa verbreitet wird aber nur sehr vereinzelt beobachtet. „Durch speziell angefertigte Nisthilfen wollen wir versuchen die Fortpflanzung dieser seltenen Erzwespe zu unterstützen“, hofft Gerhard Dittes vom BUND Bretten.
Video zur Eiablage der Falten-Erzwespe Leucospis dorsigera

BUND Bretten unterstützt Aktion von Sarah Wiener

„Erst verhungert die Biene und dann der Mensch. Gebt uns jetzt eure Stimme für den Schutz der Bienen und für eine lebenswerte Zukunft!“ , sagt Sarah Wiener, die vom Fernsehen bekannte Köchin und Imkerin. Sie fordert dazu auf, jetzt eine Protestmail an das Bundeslandwirtschaftsministerium zu schicken, um wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz der Bienen zu fordern. Der BUND Bretten, der sich zusammen mit dem Melanchthon-Gymnasium seit Jahren für den Schutz der Wildbienen einsetzt, freut sich über diese Unterstützung.

In Deutschland hat die Zahl der Honigbienen-Völker in den letzten Jahren stark abgenommen. Zusammen mit den Wildbienen sichern diese unverzichtbaren Bestäuber unsere Obst- und Gemüseernten.
Durch die fortgesetzte Ausweisung von immer neuen Wohn- und Gewerbegebieten verschwinden täglich viele Hektar der Bienen-Lebensräume unter Beton und Asphalt. Der landwirtschaftlichen Produktionsweise mit großflächigen Monokulturen und dem Einsatz von giftigen Pestiziden fallen unzählige dieser nützlichen Insekten zum Opfer.
Jetzt mitmachen und die Aktion per E-Mail unterzeichnen!

Kobaltblaue Juwelen an Brettens Gewässer: Blauflügel-Prachtlibellen

„Noch bis Ende August kann man Blaufügel-Prachtlibellen an den Ufern der Bäche in der Innenstadt und im Umland von Bretten beobachten“, weiß Matthias Menzel vom BUND Bretten. Diese Libellenart wird etwa fünf Zentimeter lang. Der Körper der Männchen glänzt metallisch blaugrün, die Flügel sind dunkelviolett bis kobaltblau.
Ihr Flug erinnert an Schmetterlinge: Sie „tanzen“ schwerfällig an den Ufern unserer Bäche und Wassergräben auf und ab.
Uferbereiche mit geeigneten Sitz- und Eiablageplätzen werden während der Fortpflanzungszeit von den Männchen als Reviere besetzt und gegen fremde Männchen verteidigt.
Hier warten sie auf die paarungsbereiten Weibchen. Aus den Eiern, die ins Wasser abgelegt werden, entwickeln sich die Larven, die sich dann an Wasserpflanzen aufhalten, wo sie ihre Nahrung, wie Insektenlarven und andere kleine Wassertiere, erbeuten. Die schlanken Larven sind gut getarnt und ziemlich ortstreu. Man findet sie deshalb während ihrer gesamten Entwicklungszeit immer an der gleichen Stelle.
Die Larven der Prachtlibellen haben einen hohen Sauerstoffbedarf. Deshalb war ihr Bestand mit zunehmender Gewässerverschmutzung stark zurückgegangen. „Erst nach dem Bau von Kanalisation und Kläranlagen konnte sich der Bestand dieser kobaltblauen Juwelen wieder erholen“, betont Gerhard Dittes, der Vorsitzende des BUND Bretten.

Entdeckt: Gottesanbeterin in Durmersheim

Ein aufmerksamer BUND-Mitarbeiter entdeckte kürzlich im Siedlungsbereich von Durmersheim bei Rastatt eine Gottesanbeterin. Das unverwechselbare Insekt war nicht leicht zu entdecken, weil es die gleiche hellbraune Farbe hatte wie die verdorrten Grashalme, hinter denen es sich versteckt hatte. Der BUND Bretten bedankt sich für die Fundmeldung und das Belegfoto. Die Beobachtung wurde an die LUBW in Karlsruhe, die den Bestand der Gottesanbeterinnen in ganz Baden-Württemberg erfasst, weitergeleitet.

Gottesanbeterin gesucht

Mitglieder des BUND Bretten haben bereits vor einigen Jahren im südlichen Kraichgau sich paarende Gottesanbeterinnen entdeckt. Diese zu den Fangschrecken gehörenden Insekten sind hier inzwischen heimisch geworden.
Wegen der Klimaerwärmung breiten sie sich weiter nach Norden aus. Deshalb hat die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) dazu aufgerufen, Funde von Gottesanbeterinnen unter www.gottesanbeterin-bw.de zu melden.
Diese Insekten sind an ihrem dreieckigen Kopf und ihren Fangbeinen leicht zu erkennen (siehe Fotos). Wir bitten unsere Leser, die LUBW dabei zu unterstützen.