Kategorie-Archive: Insekten

Tote Puppenräuber als Mahnung

Ausstellung zum Insektensterben

Eine wohl einmalige Käfersammlung besitzt das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart: In vierzig Insektenkästen befinden sich sechstausend Käfer. Besucher der Ausstellung „Anthropozän – Zeitalter ? Zeitenwende? Zukunft?“, die diese Käfer aufmerksam betrachten, reiben sich schon nach kurzer Zeit die Augen: Alle Käfer sehen gleich aus und alle sind Puppenräuber. Sie gehören zu den Laufkäfern der Gattung Calosoma. Ihr Name geht auf ihre bevorzugte Nahrung Raupen und Puppen von forstschädlichen Schmetterlingen zurück. Puppenräuber vertilgen beachtliche Mengen dieser Schadinsekten. Sie haben einen großen Nutzen für die Forstwirtschaft.

Warum nun werden so viele Käfer derselben Art ausgestellt?
Kleine Notizzettel, die jedem Insektenkasten beigefügt sind, geben einen Hinweis. Auf ihnen steht, sorgfältig mit der Schreibmaschine getippt : “ Spanien – Costa brava – Playa de Aro Mas Nou Juni 1974 nach DDT-Besprühung der Korkeichenwälder durch Flugzeuge alle Tiere tot aufgesammelt“ . Die hier ausgestellten Käfer sind also Opfer einer Schädlingsbekämpfungsaktion, die eigentlich Schwammspinner und Eichenwickler treffen sollte.

In Wäldern kommt es immer wieder zu Massenvermehrungen von Schmetterlingen wie dem Schwammspinner oder dem Eichenwickler, deren gefräßige Raupen durch Blattfraß die Bäume schwächen und so den Holzertrag verringern. Um dies zu verhindern, wurden von den spanischen Forstbehörden Bekämpfungsmaßnahmen angeordnet. Großflächig wurde im Jahr 1974 mit dem Flugzeug das Insektengift DDT auf die befallenen Bäume gesprüht. Mit durchschlagendem, aber zugleich zweifelhaften Erfolg. Die gefräßigen Raupen wurden zwar getötet, aber gleichzeitig starben viele andere nicht schädliche Insektenarten wie der Puppenräuber. Tausende dieser nützlichen Käfer lagen tot auf dem Waldboden.
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Relikt der Urzeit im Brettener Wald

Ihre Vorfahren, die in der Kreidezeit zusammen mit den Dinosauriern lebten, sahen damals schon so aus wie heute: An dem verlängerten, schräg nach oben gerichteten Brustabschnitt, sitzt der sehr bewegliche Kopf. „Darauf ist der Name Kamelhalsfliege zurückzuführen“, erklärt Matthias Menzel vom BUND.

Die Saurier sind zwar längst ausgestorben, aber die Kamelhalsfliegen haben die Jahrmillionen fast unverändert als lebende Fossilien überdauert und sind auch in Bretten und Umgebung mit etwas Glück zu entdecken. Diese unverwechselbaren, bis 15 Millimeter großen Tiere gehören nicht zu den Fliegen, sondern bilden eine eigenständige Insektengruppe, die in Mitteleuropa mit etwa einem Dutzend Arten vertreten ist. Obwohl sie gut entwickelte Flügel besitzen können sie schlecht fliegen. Nur unbeholfen flatternd legen sie kurze Strecken zurück.

Die tagaktiven Kamelhalsfliegen ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten, wie zum Beispiel Blattläuse und Borkenkäfer sowie deren Eier und Larven. Auch Artgenossen stehen auf ihrem Speiseplan. Sie selbst fallen ihren Fressfeinden wie Spechten, Spinnen oder anderen Räubern zum Opfer. Kamelhalsfliegen leben bevorzugt in Wäldern und Streuobstwiesen. Allerdings bekommt man sie selten zu sehen, weil sie sich meistens in den Kronen der Bäume und den Rissen der Baumrinde aufhalten. Nach der Paarung legen ihre Weibchen bis zu tausend Eier in Vertiefungen der Baumrinde ab.

Die ausschlüpfenden Larven sind sehr beweglich. Sie können sogar rückwärts laufen und sich mit einer Ausstülpung des Enddarms an glatter Baumrinde festhalten. Diese flinken Räuber stellen sogar den unter der Baumrinde lebenden Larven von Borkenkäfern nach.
Kamelhalsfliegen bevorzugen Lebensräume mit großer Artenvielfalt wie Eichenmischwälder oder Streuobstwiesen. Diese Lebensräume gilt es uneingeschränkt zu erhalten. So steht die Schwarzhals-Kamelhalsfliege auf der Roten Liste Deutschlands.

​ Die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie e.V. in Müncheberg , die jedes Jahr eine Insektenart, unter anderem wegen ihrer besonderer Wichtigkeit für das Ökosystem vorschlägt, hat die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege ( Venistoraphidia nigricollis ) zum Insekt das Jahres 2022 gewählt.

Links : Warum wir der Schwarzhalsigen Kamelhalsfliege selten begegnen

Lebendes Fossil: Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege

Schutzmaßnahmen für Brettener Nachtschwärmer

Etwa zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Insekten sind nachtaktiv und viele davon sind gefährdet. Sie werden von Straßenlaternen und Gebäudestrahler mit einem hohen UV-Anteil wie bei Quecksilberdampflampen angezogen. Dadurch verlieren diese Tiere die Orientierung, umkreisen ständig die Lichtquelle und sterben schließlich an Erschöpfung. Kleine Insekten gelangen auch in undichte Lampengehäuse, wo sie verbrennen oder verhungern. Deshalb ersetzen immer mehr Gemeinden ihre alten Leuchtmittel durch moderne, insektenfreundliche LEDs. „Dies spart Energie und senkt die Kosten für die öffentliche Beleuchtung“, betont Matthias Menzel von der Brettener BUND-Ortsgruppe.

Neuanlage und Modernisierung der Straßenbeleuchtung dienen der nächtlichen Sicherheit der Bürger. Immer mehr Gemeinden handeln nach dem Grundsatz: „So viel Licht wie nötig, so wenig Licht wie möglich!“
Auch ist nach der Neuregelung des Naturschutzgesetzes die nächtliche Fassadenbeleuchtung öffentlicher Gebäude in der Zeit von März bis November untersagt.
Trotzdem nimmt die nächtliche Beleuchtung bundesweit jährlich um etwa sechs Prozent zu. Sie ist zur Bedrohung der Artenvielfalt geworden, weil künstliche Lichtquellen wie ein Staubsauger wirken und fliegende Insekten aus benachbarten Ökosystemen entziehen.
Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu erforschen führt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) jetzt groß angelegte Freilandexperimente an unterschiedlichen Ökosystemtypen durch. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Aber bereits jetzt schon setzen sich viele Gemeinden für eine umweltfreundliche Beleuchtung ein.
So auch die Stadt Bretten mit ihren über 5000 Straßenlaternen. „Seit Jahren stellt die Stadt Bretten die Beleuchtung von Straßen und Gebäuden auf stromsparende und insektenfreundliche Leuchtmittel um“, betont Thorsten Metzger von den Stadtwerken.

LINKS: „Licht aus!“ an öffentlichen Gebäuden; Insektensterben

Einwanderer aus den USA

Büffelzikaden in Brettener Gärten
Mit einer Körperlänge von höchstens zehn Millimetern und einer grasgrünen Färbung sind diese Insekten nur schwer zu entdecken. Dafür sind sie, näher betrachtet, unverwechselbar.
Der Halsschild ist zu einem schmalen, nach hinten gerichteten Fortsatz ausgezogen. Zwei seitliche, dunkel gefärbte Dornen erinnern an die Hörner von Büffeln. Deshalb erhielt dieses Tierchen den treffenden Namen Büffelzikade (Stictocephala bisonia).
Ihre Heimat ist Nordamerika, von wo dieses Insekt per Schiff vor etwa hundert Jahren nach Europa gelangte. In den letzten fünfzig Jahren hat es sich von Südbaden ausgehend bis nach Norddeutschland ausgebreitet.

Die Büffelzikaden leben in Wiesen und Hecken, aber auch in Weinbergen und Gärten. Sie ernähren sich von Pflanzensäften. Mit einem dünnen Rüssel stechen sie wie mit einer Hohlnadel Pflanzen an und saugen die nahrhafte Flüssigkeit auf. Als Futterpflanzen dienen den ausgewachsenen Zikaden Rosengewächse, Apfel- und Birnbäume und Weinreben. Die Larven saugen die Säfte von krautigen Pflanzen wie Kleearten oder Chrysanthemen. In Südeuropa treten die Büffelzikaden gelegentlich massenhaft auf und können dann Schäden an Reben und Obstbäumen verursachen.

Nach der Paarung legen die Weibchen gruppenweise jeweils bis zu einem Dutzend Eier in Rindenvertiefungen, bevorzugt von Rosensträuchern. Zwischen Mai und Juni des nächsten Jahres schlüpfen dann die Larven, die sich in der Krautschicht zu erwachsenen Tieren entwickeln. Diese kann man dann ab Juli bis Oktober antreffen

Pinselkäfer – Schmuckstücke der Gärten

Einer der prächtigsten Käfer, die in Brettener Gärten zuhause sind, ist der Pinselkäfer. Eigentlich können es gleich drei verschiedene Käferarten sein, die aber für Laien schwer zu unterscheiden sind. Ihre Flügeldecken sind hellgelb bis intensiv orange gefärbt mit schwarzen Flecken, deren Muster stark variieren kann. Außerdem besitzen die Käfer einen auffälligen Pelz aus gelben oder fast weißen wolligen Haaren. Fressfeinde können sie deshalb mit einer wehrhaften Hummel verwechseln. Die Pinselkäfer findet man meistens auf Blüten von Rosen und Disteln, wo sie sich von Blütenstaub ernähren. Ihre Larven, die wie Engerlinge aussehen, fressen vermoderndes Holz.

Deshalb kann man in Komposthaufen mit einem hohen Holzanteil wie klein gehäckselte Zweige und Äste immer wieder Engerlinge finden. Sie fressen aber keine lebenden Pflanzenwurzeln wie die Engerlinge des Maikäfers.
„Deshalb sollte man Engerlinge, die im Komposthaufen gefunden werden, am Leben lassen, zumal sie durch ihre Fresstätigkeit holzhaltige Substanzen schneller in Humus verwandeln“, betont Matthias Menzel vom BUND.
Die Larven benötigen zwei Jahre, bis sie sich zu einem fertigen Käfer entwickelt haben. Ab Mai verlassen sie den Komposthaufen. Dann fliegen die sonnen- und wärmeliebenden Käfer von Blüte zu Blüte blumenreicher Gärten.
Pinselkäfer sind von Spanien bis zum Nordkap verbreitet. Sie bevorzugen Wälder mit hohem Totholzanteil mit blütenreichen Wiesen in der Nachbarschaft sowie Hausgärten mit Obstbäumen.
Wer ihre Lebensbedingungen verbessern will, der sollte abgestorbene Bäume möglichst lange stehen lassen und blütenreiche Sträucher und krautige Pflanzen anbauen.
Funde von Pinselkäfern (möglichst mit Belegfoto) bitte an den BUND Bretten melden.

Sprunggewaltiger Laternenträger

„Aliens-Zikade“ in Bretten zu Hause

Science-Fiction-Freunde hätten ihre Freude an ihr. Wie Aliens von einer weit entfernten Galaxie sehen sie aus. Ihr Kopf ist zwischen den Augen zu einem spitz zulaufenden Fortsatz ausgezogen. Dadurch ist der Europäische Laternenträger Dictyophara europaea, ein zu den Zikaden zählendes Insekt, unverwechselbar.
Der Name „Laternenträger“ geht auf eine verwandte Art zurück, die in Südamerika lebt und deren Kopffortsatz angeblich hell leuchten könne, wie Forschungsreisende schon vor Jahrhunderten berichteten. Den harmlosen Insekten wird man allerdings nur selten begegnen, weil sie bei einer Körpergröße von gut einem Zentimeter und ihrer grünen Tarnfarbe nur schwer zu entdecken sind. Dazu trägt auch ihr Fluchtvermögen bei. Sie können blitzschnell einen Meter hoch und genau so weit springen.
Auf der Brettener Gemarkung hat sich inzwischen, auf einem vom BUND ursprünglich für Wildbienen angelegten Biotop, auch der Laternenträger angesiedelt, weil er hier die für ihn lebensnotwendigen Voraussetzungen findet: Viele verschiedene Futterpflanzen, Flächen mit unbedecktem Boden und ausreichend Wärme durch besonnte Bereiche. Hier kann sich der Europäische Laternenträger erfolgreich mit einer Generation im Jahr fortpflanzen. Die Weibchen legen ihre Eier am Boden ab und hüllen diese mit Erdkrümeln ein. Nach der Überwinterung schlüpfen die Larven im Frühjahr aus den Eiern. Die ausgewachsenen Laternenträger findet man dann von Ende Juni bis bis Oktober. Diese Zikade ist hauptsächlich im Mittelmeergebiet und in ganz Deutschland verbreitet. Nach der Roten Liste ist sie als gefährdet eingestuft.

Grüne Reiswanze jetzt auch in Brettener Gärten

Larve der grünen Reiswanze

Sie hat in den letzten Jahren einen weiten Weg zurückgelegt. Von Ostafrika hat sich die Grüne Reiswanze, Nezara viridula, wie sie von Wissenschaftlern genannt wird, über die Länder am Mittelmeer ausgebreitet und jetzt auch die Felder und Gärten von Bretten und seinem Umland erobert.
Sie erreicht eine Körperlänge von eineinhalb Zentimetern und ist meistens grün gefärbt. Aber es gibt auch rot oder orange gefärbte Exemplare. Von der ähnlichen Grünen Stinkwanze ist sie durch drei weiße Punkte auf ihrem Halsschild und zwei am Rand gelegene schwarze Punkte leicht zu unterscheiden.
Nach der Paarung im Mai legen die Weibchen ihre Eier an der Unterseite von Blättern ab. Das Eigelege besteht aus über hundert gelb, später orangefarbenen Eiern. Die ausschlüpfenden Larven entwickeln sich über fünf sehr unterschiedliche Stadien zur ausgewachsenen Wanze. Diese leben gesellig und halten sich meistens gruppenweise an Pflanzen auf.
„Da die Larven kleinen, rundlichen Käfern ähneln, werden diese auch fälschlicherweise als „schwarze Marienkäfer“ bezeichnet“, weiß Matthias Menzel vom BUND.

Die Grüne Reiswanze ist bei der Auswahl ihrer Futterpflanzen nicht wählerisch. Sie befällt verschiedene Gemüsepflanzen und Obstkulturen. Mit ihrem für Wanzen typischen Saugrüssel sticht sie Blätter und Früchte an und saugt Pflanzensaft, von dem sie sich ernährt. Dadurch entstehen Flecken auf den Pflanzen und missgebildete Früchte. Ein von der Wanze abgesondertes Sekret macht die Früchte ungenießbar.
Außerdem können durch den Einstich die Erreger von Pflanzenkrankheiten übertragen werden.
Unter den Wanzen zählt Nezara viridula zu den weltweit wichtigsten Schädlingen der Tropen und Subtropen. Aber durch den globalen Handel und den Klimawandel hat sie sich inzwischen bei uns ausgebreitet. Dank der milden Winter und der hohen Sommertemperaturen kann sie sich bei uns erfolgreich fortpflanzen.

Winzlinge auf dem Eis

Eingemummt in den dicken Wintermantel, die Mütze weit über die Ohren gezogen und gefütterte Stiefel an den Beinen, nur so trauen sich Spaziergänger an frostigen Wintertagen ins Freie. Unvorstellbar, dass es auch bei uns im Kraichgau gleich mehrere Arten winziger Tiere gibt, die unbekleidet und mit nackten Beinen auf dem eiskalten Schnee herumlaufen und sich dabei sichtlich wohl fühlen. Die meisten sind langgestreckt und dunkel, einige aber kugelförmig und rotbraun gefärbt wie der Bunte Kugelspringer.

Es sind urtümliche Insekten, die zu den Springschwänzen zählen. Ihren Namen haben diese Winzlinge von ihrer auf der Bauchseite liegenden Sprunggabel, mit der sie mehrere Zentimeter weit springen können. Ihre Verwandten, die in den eisigen Höhenlagen der Hochgebirge auf Gletschern leben, werden auch als Gletscherflöhe bezeichnet. Mehrere Grade unter dem Gefrierpunkt können diesen Tierchen nichts anhaben, weil ihr Blut ein Frostschutzmittel enthält, das sie vor dem Tod durch Erfrieren schützt.

„Man muss beim Absuchen von Schneeflächen schon genau hinschauen, wenn man diese Winzlinge entdecken will, weil manche von ihnen kleiner als ein Millimeter sind“ , weiß Matthias Menzel vom BUND. Oft werden sie für kleine dunkle Rußteilchen gehalten und nicht beachtet. Auf dem Schnee besteht ihre Nahrung aus Pilzsporen,winzigen Algen oder angewehten Pollenkörnern von Frühblühern. Springschwänze sind erstaunlich zählebig. Manche könnten mehrere Jahre in der Gefriertruhe überleben. In der schnee- und eisfreien Jahreszeit besiedeln diese Tierchen oberste Bodenschicht, wo sie zur Humusbildung beitragen.

Steckbrief: Schmetterlingsmücke

In Bädern und Toiletten zu Hause
Dieser Beitrag ist ein Update zu unserem Steckbrief von 2014

Mit ihren dachförmig auf dem Rücken liegenden Flügeln erinnern die Schmetterlingsmücken
an kleine Nachtfalter. In Brettener Wohnungen tauchen sie immer wieder auf. Meist sitzen sie im Bad auf den Kacheln Wänden, Tapeten oder Gardinen. Doch wo kommen sie her? Von den Bewohnern unbemerkt legen sie ihre Eier in die Abläufe von Waschbecken oder Abwasserrohren.
Ihre schlanken Larven ernähren sich dort etwa zwei Wochen lang vom schleimigen Bakterienbelag. Nach der Verpuppung schlüpfen dann die Fliegen. Im vergangenen Sommer hat die Hitze die Entwicklung beschleunigt und zum vermehrten Auftreten der Schmetterlingsmücken geführt.
In beheizten Gebäuden können sich diese Insekten das ganze Jahr über fortpflanzen. Bei Massenauftreten werden sie lästig, stechen können sie nicht. Da sie auch Krankheitserreger übertragen, müssen sie vor allem in Lebensmittel verarbeitenden Betrieben bekämpft werden. Um diese Lästlinge los zu werden, genügt es , Abläufe von Waschbecken, Badewannen, Duschen und Toiletten regelmässig gründlich zu reinigen.
Die Mückenart Clogmia albipunctata, die auch als Gully- oder Abortfliege bezeichnet wird, stammt aus Südeuropa und hat sich offensichtlich, bedingt durch den Klimawandel, seit über einem Jahr-zehnt über ganz Europa verbreitet. In Deutschland gibt es etwa hundert verschiedene Arten. (gd)

LINKS:
Alternative Bekämpfungsmaßnahmen

BUND Insektenatlas PDF-Datei

Der Lavendel – Arzneipflanze 2020

In immer mehr Brettener Gärten und öffentlichen Grünanlagen wird er angepflanzt: Der Lavendel.
Er liebt die heißen und trockenen Sommer der Mittelmeerländer. Doch der Klimawandel hat es ihm ermöglicht, sich nördlich der Alpen auszubreiten. Seine meist blauen oder lila Blüten sind Futterquelle für zahlreiche Insektenarten wie Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen, z.B. die Gartenwollbiene und Furchenbienen. Auch Schmetterlinge wie Weißlinge oder gar das Taubenschwänzchen, das mit raschen Flügelschlägen wie ein Kolibri im Rüttelflug vor den Blüten schwebt, naschen an den Blüten des Lavendels. Kein Wunder, hat doch sein Nektar einen außergewöhnlich hohen Zuckergehalt. Deshalb ist er auch bei den Imkern als Bienenweide sehr geschätzt. Inzwischen haben immer mehr Brettener Gartenbesitzer seinen Nutzen für unsere heimischen Insekten erkannt und machen aus trostlosen, steinigen Schottergärten blau leuchtende Bienenweiden.

Im Süden Frankreichs, in der Provence hat Lavendel eine wirtschaftliche Bedeutung. Blau blühende Felder locken Touristen an, und aus der Pflanze wird ein Öl gewonnen, das für Seifen und Parfüms verwendet wird. Leider ist die Anbaufläche stark zurückgegangen. Ursache ist ein schwer zu bekämpfender Krankheitserreger, der von einer Zikade übertragen wird und den Lavendel vertrocknen lässt.

Nicht nur in der Küche als „Herbes de Provence“ wird das Kraut verwendet, ebenso wie in der Medizin. Deshalb wählte ihn der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, dem neben verschiedenen Universitäten auch das Deutsche Apothekenmuseum in Heidelberg angehören, zur Arzneipflanze des Jahres 2020

Insekt des Jahres 2020: Der Schwarzblaue Ölkäfer

Auch in diesem Frühjahr fällt er aufmerksamen Spaziergängern, die in Bretten und Umgebung unterwegs sind, immer wieder auf : Der Schwarzblaue Ölkäfer, im Volksmund auch „Maiwurm“ genannt. Dieses schwarzblau glänzende Insekt kann eine Körpergröße von etwa drei Zentimetern erreichen.
Der Kopf dieses plumpen, flugunfähigen Käfers ist auffällig klein und der Hinterleib der Weibchen aufgedunsen. Diese können einige tausend Eier auf den Boden ablegen. Daraus schlüpfen winzige Larven, die auf Blüten klettern. Dort warten sie auf Wildbienen, klammern sich an deren Beinen fest und lassen sich so in deren Nest transportieren.

Bereits seit dem Altertum wurden aus Ölkäfern Ölkäferpflaster hergestellt. Auch gegen die Tollwut, so glaubte man jedenfalls früher, sollen Ölkäfer geholfen haben: „Sonst hat man den Maiwurm innerlich, sogar gegen den tollen Hundsbiß, gegeben“ berichtet ein Lehrbuch der Naturgeschichte von 1834.
Durch Lebensraumverlust, verursacht durch die fortgesetzte Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten, und den Straßenverkehr nehmen die Bestände des Ölkäfers ab. Deshalb ist der Schwarzblaue Ölkäfer in Deutschland in der Roten Liste als gefährdet eingestuft.

„Mit etwas Glück kann man diese Käferlarven in den Wäldern von Bretten auf den Blüten der Buschwindröschen entdecken“, weiß Hans-Georg Leonhardt vom BUND Bretten. Die Winzlinge fressen die Larven der Bienen und deren Futter aus Pollen und Nektar. Nach der Verpuppung schlüpfen die fertig entwickelten Ölkäfer im nächsten Frühjahr.
Gegen Feinde sondern die Käfer aus ihren Kniegelenken Tropfen ab, die ein Gift, das Cantharidin, enthalten. Es verursacht bei Berührung Blasen auf der Haut. Also Finger weg vom Ölkäfer!

Wegen seiner besonderen Bedeutung hat das Deutsche Entomologische Institut der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz diese Käferart zum „Insekt des Jahres 2020“ ausgezeichnet.

Links: DER VIOLETTE ÖLKÄFER (MELOE VIOLACEUS);
Liebestränke, Giftmorde und Wehenpflaster: Schwarzblauer Ölkäfer ist Insekt des Jahres 2020

INSEKTENATLAS

Winterschwebfliege
– Daten und Fakten über Nützlinge und Schädlinge in der Landwirtschaft –
Insekten sind weltweit massiv bedroht. Darunter auch unersetzliche Bestäuber wie Wildbienen, die uns reiche Ernten von Obst und Gemüse sichern. Eine über Jahrzehnte verfehlte Agrarpolitik mit großflächigen Monokulturen und Einsatz giftiger Pestizide hat zu einem dramatischen Rückgang dieser nützlichen Insekten geführt. Dabei ist gerade die Landwirtschaft auf sie angewiesen. Der INSEKTENATLAS zeigt die Ursachen und Zusammenhänge des Insektensterbens auf.

Manche Insekten können auch schädlich sein und zu Ernteverlusten führen. Dies wird durch die industrielle Landwirtschaft und den damit verbundenen Rückgang der Artenvielfalt verstärkt. So hat beispielsweise der Bestand der Schwebfliegenarten in Deutschland bereits um die Hälfte abgenommen. Nützlinge müssen geschont und gefördert werden. Auch können sich durch die globale Erwärmung Schadinsekten verstärkt ausbreiten und zu weiteren Ernteverlusten führen.
Der INSEKTENATLAS ist ein Kooperationsprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt uns Naturschutz Deutschland (BUND) und LE MONDE Diplomatique.
Er ist hier als PDF-Datei erhältlich.