In den vergangenen Jahrzehnten wurden in Baden-Württemberg unzählige Kleingewässer trockengelegt, mit Müll aufgefüllt oder eingeebnet. Dadurch wurden vielerorts die Amphibienbestände dezimiert oder gar ganz ausgelöscht. Immer noch werden in unserem Land täglich (!) mehrere Hektar Naturfläche verbaut und damit Lebensräume vernichtet.
Dem können Gartenbesitzer teilweise entgegenwirken : Durch Anlegen eines Gartenteiches in einem naturnahen Garten.
Richtig angelegte Gartenteiche kosten wenig im Vergleich zu dem Wert, den sie für die Natur haben und im Vergleich zu der Freude, die sie ihren Besitzern bringen. Geben Sie einen Teil Ihres Gartens der Natur zurück!
Bevor Sie zum Spaten greifen, beachten Sie bitte folgende Hinweise:
Bauzeit: Ein Gartenteich sollte während der Vegetationsruhe, d. h. in der Zeit von November bis Februar angelegt werden, damit er beim Eintreffen der ersten Amphibien fertiggestellt ist.
Lage: Grundstücke außerhalb der Siedlungsflächen abseits vielbefahrener Straßen sind für Amphibien besonders vorteilhaft. Aber auch in Ihrem Hausgarten können Sie einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Wählen Sie eine (zumindest teilweise) sonnige Gartenecke aus, da Wasserpflanzen und Wassertiere in warmem Wasser besser gedeihen.
Größe: Beliebig; abhängig von der Gartengröße. Mehrere kleine Teiche sind besser als ein großer.
Gestaltung: Legen Sie die Ufer flach an, damit Jungfrösche den Teich verlassen können, Vögel baden und hineingefallene Igel sich retten können. Um möglichst vielen Arten einen Lebensraum zu geben, empfiehlt es sich, möglichst viele verschiedene Tiefenzonen anzulegen, von der Flachwasserzone für Sumpfpflanzen bis zu einer frostsichern Wassertiefe von ca. 80 cm, die ein sicheres Überwintern ermöglicht.
Abdichtung:
Folie: Es gibt spezielle UV-stabilisierte Teichfolien im Handel. Diese müssen auf ein 5 cm starkes Sandbett verlegt werden. Zum Schutz vor Mäusefraß an der Folie sollte engmaschiger Maschendraht ganzflächig untergelegt werden.
Beton: Beton wird erst nach dem Auftragen einer Schicht aus Dichtungsschlämme (Baustoffhandel!) 100 % wasserdicht! Auf flache Ufer achten, bevor der Beton erhärtet ist.
Fertigteiche: aus Kunststoffwannen sind wegen der oft fehlenden flachen Ufer weniger zu empfehlen.
Wasserzufuhr: Es genügt eine einmalige Wasserfüllung, da bei unserem Klima die Niederschlagsmengen größer sind als die mögliche Verdunstung. Leichte Schwankungen des Wasserspiegels sind normal und brauchen nicht durch Nachfüllen ausgeglichen werden. Ein Wasserzufluss ist also nicht notwendig!
Bepflanzung: Nur wenige Pflanzen einsetzen! Keine geschützten Pflanzen aus der Natur entnehmen. Im Fachhandel einheimische Arten kaufen. Es gibt inzwischen einige Gartenteichbesitzer, so daß ein Pflanzentausch o, ä. sich sicher ermöglichen lässt.
NIEMALS DÜNGEN !
Die Düngung der Wasserpflanzen verursacht ein über mäßiges Algenwachstum. Im Winter sterben die Algen ab. Dabei wird dem Wasser der Sauerstoff entzogen. Es kommt zur Fäulnis; alle Tiere verenden in der stinkenden Brühe !
Umgebung: Zugang zum Teich nur an einer schmalen Stelle, damit die Tiere, die am Rande des Teiches leben, nicht zertreten werden. Als Landlebensraum kann z. B. eine Wiese angelegt werden. Zum Naturteich gehört er Naturgarten mit Reisighaufen, vermoderndem Laub, Steinhaufen sowie einheimischen Straucharten.
Keine Fische einsetzen !
Tümpel sind Lebensräume für Amphibien. Durch Fischbesatz wurde schon mancher Amphibienbestand ausgerottet. Nicht nur die sog. Raubfische, die sogar ausgewachsene Amphibien fressen, sondern auch sog. Friedfische fügen Amphibienbeständen starken Schaden zu. Besonders die Karpfenartigen, zu denen auch die Goldfische gehören, fallen hier auf. Sie fressen Kaulquappen und Laich. Selbst Kleinfische wie Moderlieschen, Bitterling und Stichling spielen eine unerwünschte Rolle. Gerade in Kleingewässern kann sich Fischbesatz also katastrophal auf die Amphibienbestände auswirken.
Keine Amphibien einsetzen !
Auf Selbstbesiedelung, die oft rasch erfolgt, warten. Das Umsetzen von Amphibien bzw. Laich ist nach Bundesnaturschutzgesetz verboten und fast immer sinnlos da Amphibien im allgemeinen sehr früh – bei der Erdkröte im Moment des Ablaichens – auf ihr Laichgewässer geprägt werden und dieses dann immer wieder aufsuchen. Trotzdem kommt es oft zur Annahme von neuen Laichgewässern, weil die ursprünglich vorhandenen verschwunden sind.
Manche Amphibien nehmen neu entstandene Teiche auch spontan an, wenn diese in ihrem Revier liegen. Das Aussetzen ausländischer Arten ist verboten. Auch aus anderen Gründen muß davor dringend
abgeraten werden. Entweder überleben diese Tiere unseren Winter nicht oder sie entwickeln sich zur „ökologischen Bombe“ wie der Ochsenfrosch, der Amphibien bis hin zum ausgewachsenen Grasfrosch frisst.
Schnaken: Im ersten Jahr können Schnakenlarven auftreten, die man notfalls mit einem engmaschigen Netz heraus fangen kann. Bereits im zweiten Jahr werden sie nahezu vollständig von Molch- oder Libellenlarven, Wasserkäfern etc. gefressen. Libellen können übrigens nicht stechen. Sie ernähren sich von Kleininsekten (Schnaken usw.) die sie im Flug erbeuten.
Wassertrübung: Greifen Sie bei getrübten Wasser niemals zu chemischen. Mitteln, da diese nie die Ursachen (zu viele Nährstoffe) beseitigen können, sondern das gestörte Gleichgewicht noch weiter beeinträchtigen.